Pro Tag, so berichtet die Deutsche Telekom, werden in Deutschland durchschnittlich rund 84.000 Notrufe über Festnetz und Mobilfunk abgesetzt, das sind also ein Notruf pro Sekunde oder 30,6 Millionen im Jahr - in allen Netzen.
Über das Mobilfunk-Netz von Vodafone kommen täglich mehr als 10.000 Notrufe an die '112' durch, macht 3,6 Millionen pro Jahr, so die Auskunft aus Düsseldorf.
Am häufigsten rufen die Menschen Rettungsdienst und Feuerwehr an, berichtet o2-Telefónica. Auf Platz zwei folge die Polizei mit der Rufnummer 110. Insgesamt wurden 2023 rund zehn Millionen Notrufe über das Mobilfunknetz von o2-Telefónica abgesetzt.
30 Millionen Notrufe - 250 Leitstellen
Wie berichtet, waren es im Jahr 2023 in allen deutschen Netzen über 30 Millionen Notrufe. Nach Auskunft der Telekom laufen alle "112-Notrufe" durch das Kernnetz (im Festnetz) der Telekom. Beim Notruf ist ein reibungsloser Betrieb der rund 250 Leitstellen von Feuerwehr und Rettungsdienst unabdingbar. Bei der Telekom arbeitet ein 30-köpfiges Team, das dafür sorgt, dass jeder Notruf sein Ziel erreicht und somit Hilfe rechtzeitig eintreffen kann.
Dieses Telekom-Team sitzt in Meschede (Nordrhein-Westfalen) und ist rund um die Uhr (24/7) im Einsatz. Es überprüft von sich aus ("proaktiv") die Anbindung der Notrufnummern 112 der Feuerwehren und Rettungsdienste und die 110 der meisten Polizei-Leitstellen bundesweit.
112 hat Priorität
Bei einem Notruf via Mobilfunk muss eine SIM-Karte im Handy aktiviert sein und ebenso muss das Gerät eingeschaltet sein. Wird die '112' angewählt, dann sucht sich das Handy immer das stärkste Netz, das gerade verfügbar ist. Das bedeutet auch: Hat der eigene Anbieter vor Ort ein Funkloch oder einen aktuellen Netzausfall, dann wird der 112-Notruf über ein anderes, verfügbares Netz geleitet. Zudem haben Notrufe immer Vorrang gegenüber allen anderen Gesprächen. Das bedeutet, dass notfalls eine andere laufende Verbindung vom Netz abgebrochen wird, um Kapazität zu schaffen.
Im Falle eines Falles unbedingt 112 wählen
Zum 'Tag des europäischen Notrufs' weisen alle Anbieter darauf hin, dass nicht die '110', sondern die '112' die europaweite Nummer für Notrufe ist. Etwa bei Bränden, Unglücksfällen, lebensbedrohlichen Unfällen und bei medizinischen Notfällen erreicht man die örtliche Rettungsleitstelle '112' innerhalb von weniger als zehn Sekunden.
Im Notfall automatische Standortübermittlung
Für Deutschland gibt es sogar eine Besonderheit: Bei einem Handy-Notruf an die '112' wird der genaue Standort des Anrufers inzwischen automatisch an die Retter übertragen, dabei ist egal, bei welchem Netzbetreiber der Anrufer Kunde ist. Durch die Standort-Technologie AML (Advanced Mobile Location) können Feuerwehr, Notarzt und Rettungswagen den Unglücksort sehr schnell finden. Die dafür notwendigen AML-Server stehen in der integrierten Leitstelle Freiburg/Breisgau (Baden-Württemberg) und bei der Berliner Feuerwehr. Sie funktionieren inzwischen über alle 71.500 Mobilfunk-Standorte. Die AML-Daten können alle Rettungsleitstellen in Deutschland sehen und auswerten.
Notrufe via Handy
Die meisten Anrufe - also mehr als 90 Prozent - kommen heute schon via Mobilfunknetz zu den Leitstellen von Feuerwehr und Polizei. 80 Prozent davon erreichen die Leitstellen über aktuelle Mobilfunktechnologien wie 4G und 5G. Nur noch jeder fünfte Notruf kommt über GSM/2G. Die durchschnittliche Dauer eines Notrufs betrug im zurückliegenden Jahr übrigens 96 Sekunden.
Im Notfall geht es um Sekunden
„In Notfällen zählt jede Sekunde, um Leben zu retten. Die AML-Technologie hat sich in der Praxis bewährt: Die Retter treffen jetzt wesentlich schneller am Unglücksort ein. Umso schneller können sie Hilfe leisten“, betont beispielsweise Tanja Richter, Netz-Chefin von Vodafone Deutschland.
1&1: Auch hier die 112 wählen
Der Notruf 112 ist gesetzlich definiert und funktioniert auch im neuen Netz von 1&1. Kunden, die im nationalen Roaming bei o2 oder Vodafone eingebucht sind, werden genauso schnell zur Leitstelle vermittelt.
Kunden ausländischer Anbieter?
Kunden ausländischer Anbieter, die zu Gast in Deutschland sind, werden nach Wahl der 112 ebenfalls mit der nächsten Leitstelle verbunden. In grenznahen Regionen kann es passieren, dass man bei einer Leitstelle im Nachbarland landet. Diese Leitstellen können dann aber den Notruf weiterleiten und sollten (wenigstens) der englischen Sprache mächtig sein.
Rettungswagen schneller zum Einsatzort navigiert
So haben zahlreiche Rettungs-Leitstellen – wie zum Beispiel im Main-Tauber-Kreis (Bayern) – eine neue Rettungs-Software eingeführt: Bei einem Anruf erfasst die Rettungsleitstelle der '112' alle wichtigen Einsatz-Stichworte – etwa den Unglücksort und die Art der Verletzung wie beispielsweise Platzwunde am Kopf, Brustschmerzen oder Verbrennung. Die Einsatz-Software informiert dann den passenden Rettungs- und Notarztwagen, der auf dem schnellsten Weg zum Unglücksort navigiert wird. Baustellen, Umleitungen oder Straßensperrungen sind in dieser Software berücksichtigt.
Notruf-Höchststand während Unwetter „Lambert“
Die meisten Notrufe gab es am 22. Juni 2023: Das Unwettertief „Lambert“ hatte in ganz Deutschland zu vielen zusätzlichen Feuerwehreinsätzen geführt. Besonders im Norden und Westen waren während „Lambert“ Großaufgebote von Feuerwehr und Polizei unterwegs. Das Tiefdruckgebiet brachte enorme Regenmengen mit sich. Die Folge: Mehr als doppelt so viele Notrufe wie gewöhnlich. Der Höhepunkt wurde um 19 Uhr erreicht: Innerhalb von zehn Minuten zählte die Telekom über 10.000 Notrufversuche im Zuständigkeitsbereich einer einzigen Leitstelle
Telekom entwickelt eCall weiter
Seit April 2018 müssen neuen Autotypen in der EU mit dem automatischen Notrufdienst eCall ausgestattet sein. eCall nutzt Mobilfunk und Satellitenortung, um nach einem Unfall - automatisch oder von den Insassen ausgelöst - eine Telefonverbindung zur Notrufnummer 112 herzustellen. Die Telekom entwickelt auch diesen Notruf weiter. Die nächste Generation des eCalls nutzt das 4G-Netz statt wie bisher 2G (GSM). 3G (UMTS) gibt es bekanntlich in Deutschland nicht mehr.
Mit 4G werden die Rufaufbauzeiten schneller und es können höhere Datenmengen übertragen werden. Damit sind sogar Livebilder aus dem Unfallfahrzeug denkbar. Diese Funktionen verbessern die Unfallbewertung und die Rettungsmaßnahmen. Das neue Notrufsystem können Fahrzeughersteller und Notrufzentralen ab sofort deutschlandweit z. B. im Netz der Telekom testen.
Notruf richtig absetzen
Damit die Mitarbeitenden der Leitstellen bei Feuerwehr und Polizei schnell geeignete Einsatzkräfte alarmieren können, müssen die Anrufenden die fünf (bzw. vier) "W" durchgeben.
Wo ist das Ereignis passiert?
Soweit der eigene Standort am Handy nicht über AML ermittelt werden kann, sollten die Angaben möglichst exakt sein: Gemeindename oder Stadtteil, Straßenname, Hausnummer, Stockwerk, Besonderheiten wie Hinterhöfe, Straßentyp, Fahrtrichtung, Kilometerangaben an Straßen, Bahnlinien oder Flüsse.
Wer ruft an?
Hierbei werden der Name des Anrufenden, Standort und Telefonnummer für Rückfragen benötigt.
Was ist geschehen?
Die Feuerwehr benötigt eine Beschreibung des Ereignisses und will wissen, was sich zuträgt, beispielsweise Verkehrsunfall, Absturz, Brand, Explosion, Einsturz, eingeklemmte Person.
Wie viele Personen sind betroffen?
Dabei reicht es auch, wenn man eine ungefähre Schätzung der betroffenen Personen, ihrer Lage und der Verletzungen abgibt. Wenn Kinder auch unter den Opfern sind, dann ist es für die Leitstellen wichtig zu wissen, welches Alter die Kinder haben. Auch hierbei reichen geschätzte Angaben.
Warten auf Rückfragen!
Die anrufende Person sollte nicht gleich auflegen, denn die Mitarbeiter der Leitstelle benötigen gegebenenfalls noch weitere Informationen. Das ist besonders dann wichtig, wenn der Notruf über ein fremdes Netz durchgeführt wurde, das man nur durch Wahl der 112 benutzen kann. Hier kann die Rettungsleitstelle nicht zurückrufen, wenn das "eigene" Netz des Anrufers vor Ort nicht verfügbar ist.
Ruhe bewahren
Im Notfall kann es durchaus sein, dass der Anrufer den genauen Standort selbst nicht kennt. Wo die AML-Technologie bereits wirkt, können sich Handy-Anrufer bei Notruf-Gesprächen auf vier Fragen konzentrieren: 'Wer? Was? Wann ? Wie?' – das Wo? entfällt.