Der mehrtägige Netzausfall bei 1&1 hat Spuren hinterlassen. Zunächst bei 1&1 selbst, aber auch bei zahlreichen Kunden, die 1&1-Drillisch seitdem den Rücken gekehrt haben. Der Konzern spricht von 50.000 Kündigungen.
Konzern-Chef Dommermuth bekräftigte, einen derartigen Ausfall sollte es nie geben und auch nicht für so lange geben. Der Ausfall habe 1&1 unerwartet getroffen und natürlich habe man das auch aufgearbeitet.
Man habe aktuell zwei Rechenzentren laufen, das dritte und vierte stünden kurz vor der Fertigstellung. Diese seien redundant, also wenn das eine ausfalle, übernehme das andere. Und diese Redundanz habe bei 1&1 nicht gegriffen, weil man in dem ausgefallenen Rechenzentrum eine Datei gehabt habe, die man in dem "einspringenden" Rechenzentrum gebraucht hätte. Das sei "schlecht konfiguriert" gewesen. In dem Moment wo es passiert sei, wäre die Datei eben nicht da gewesen. Das wieder zum Laufen zu bringen, habe fast einen Tag gedauert. Das sei natürlich viel zu lang, man sei aber froh gewesen, es überhaupt hinbekommen zu haben. Man habe aber natürlich daraus gelernt und gehe davon aus, dass das nicht wieder passiert.
Die zwei Tage mit den weiteren Nachwirkungen hätten sich ergeben, weil manche Kunden ins Netz gekommen wären und andere eben nicht. Das auftretende Kapazitätsproblem habe sich besonders beim 2G-Datensignalisierungsverkehr ergeben. Und das habe man nur dadurch lösen können, dass man den 2G-Datenverkehr (also GPRS und EDGE für "ganz alte Handys") ausgeschaltet habe. Ein interessantes Detail verriet Dommermuth dann zum "in wenigen Tagen" startenden National Roaming im Vodafone Netz: "Da gibts gar keinen 2G-Datentraffic". Aber im Vertrag mit Telefónica habe man 2G-Datentraffic drin. Und dass rund um den Ausfall eben alle Geräte versucht hätten, ins 2G-Datennetz zu kommen: Das habe 1&1 "zwei Tage lang beschäftigt".
Im weiteren Verlauf der Konferenz bestätigt Dommermuth dann explizit, dass seit dem Ausfall die Kunden-Migration vom Telefónica-Netz ins eigene Netz gestoppt worden sei. Aus Sicherheitsgründen habe man nicht mehr Kunden aufs neue Netz packen wollen, als unbedingt nötig, um noch Fehler beheben zu können, was auch geschehen sei.
Man wechsele zu Vodafone nicht, weil man bessere Konditionen bekomme, sondern weil man "weniger Ärger" haben wolle. Da müsse alles einwandfrei vertraglich festgeschrieben werden. Nach Fertigstellung der Verträge sei man dann in wenigen Tagen "ready to go".