Nach einer schier endlosen Leaks- und Gerüchtephase haben es Samsung Galaxy S24 (Foto) und Galaxy S24+ endlich an die Öffentlichkeit geschafft. Wir besuchten Samsung in München und konnten uns einen ersten Eindruck von den Geräten verschaffen. So viel vorweg: Schwärmerische Begeisterung konnten Ausstattung und Design nicht bei uns auslösen. Vermarktungstechnisch scheint das Thema Software mittlerweile deutlich wichtiger zu sein als Hardware und Optik. Der südkoreanische Hersteller setzt in diesem Jahr stark auf Künstliche Intelligenz.
Samsung fährt anders als im vergangenen Jahr mit Einführung der Galaxy-S23-Serie wieder eine Zweiklassen-Gesellschaft bei der CPU. Dieses Mal ist es aber etwas abgewandelt. Statt gänzlich auf eine Snapdragon-Variante in Europa zu verzichten, hat global das Galaxy S24 Ultra als einziges Modell den Snapdragon 8 Gen 3 bekommen. Galaxy S24 und Galaxy S24+ haben den Exynos 2400 an Bord. Was die Performance angeht, können wir uns im Rahmen des Hands-ons nur so weit aus dem Fenster lehnen, als dass das Galaxy S24(+) die Vorstellung von der Geschwindigkeit eines Flaggschiff-Smartphones erfüllt. Hier lahmte auf den ersten Klick nichts. Es ist aber durchaus zu erwarten, dass der Qualcomm-Prozessor auf dem Papier in Benchmarks zu höheren Werten imstande ist. Auf Benchmarks sollte man sich aber nicht versteifen. Um die Maximalleistung eines Smartphones mit starken Chips wie dem Snapdragon 8 Gen 3 auszureizen, muss erst die entsprechende Anwendung gefunden werden. Beispiele dafür sind Mobile Gaming, diesbezüglich ist auch ein optimales Wärmemanagement notwendig, damit das Smartphone nicht überhitzt.
Vor Alltagsaufgaben, die wohl die meiste Zeit der Smartphone-Nutzung ausmachen, braucht sich der Exynos 2400 nicht zu verstecken. Während der CPU beim Galaxy S24 8 GB Arbeitsspeicher und wahlweise 128 GB oder 256 GB interne Speicherkapazität zur Seite stehen, ist das Galaxy S24+ mit 12 GB Arbeitsspeicher ausgestattet. Die Basis-Variante hat bereits 256 GB nominellen Speicher an Bord. Eine weitere Version gibt es mit 512 GB.
Samsung hat minimal die Displays der neuen Modelle vergrößert: von 6,1 Zoll (S23) auf 6,2 Zoll (S24) und von 6,6 Zoll (S23+) auf 6,7 Zoll (S24+). Um diese Unterschiede festzustellen, muss man die alten und neuen Gerätschaften aber nebeneinander legen. Die Auflösung ist mit maximal QHD+ beim Plus-Modell größer als beim normalen S24 (FHD+). Aber auch das bedarf die nötige Anwendung, um von der größeren Auflösung überhaupt profitieren zu können.
Kameras, Akkus und Preise
Die Kamera-Systeme sind bei Galaxy S24 (Foto) und Galaxy S24+ gleich aufgebaut: 50 Megapixel (Weitwinkel), 10 Megapixel (Telekamera mit bis zu dreifach optischem Zoom) und 12 Megapixel (Ultraweitwinkel). Die Frontkameras lösen mit 12 Megapixel auf. Die Setups sind damit ziemlich ähnlich zu denen der Vorgänger Galaxy S23 und Galaxy S23+.
Samsung hat aber an den Akkukapazitäten geschraubt: Statt 3900 mAh (S23) gibt es nun 4000 mAh (S24) sowie 4900 mAh (S24+) statt 4700 mAh (S23+).
Dem Drei-Bullaugen-Kamera-Design ist Samsung treu geblieben. Der Gehäuserahmen ist im Vergleich mit den Vorgängern aber kantiger geworden und erinnert an das iPhone-15-Design.
Die Startpreise von Galaxy S24 und Galaxy S24+ (Foto) sind mit ab 899 Euro beziehungsweise ab 1149 Euro im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas günstiger geworden.
Sagen wir mal so: Wer ein Galaxy S23 oder ein Galaxy S23+ nutzt, muss angesichts der Specs nicht wechseln. Mit neuen KI-Features will Samsung die Galaxy-S24-Serie aber schmackhaft machen, beispielsweise um Fotos zu optimieren. Eine Möglichkeit ist die Eliminierung von Spiegelungen, wenn die Aufnahme hinter einem Fenster gemacht wurde.
Die Modelle S24 und S24+ sind in den Farben Onyx Black, Marble Gray, Cobalt Violet, und Amber Yellow erhältlich. Das Ultra gibt es ebenfalls in schwarz, grau, violett und gelb, weil das Titanium aber anders nuanciert ist, heißen die Farben hier auch anders: Titanium Black, Titanium Gray, Titanium Violet und Titanium Yellow.
Insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen soll die Kompetenz von Künstlicher Intelligenz zum Tragen kommen. Das Feature nennt sich "AI Stereo Depth".
Samsung erweitert Update-Versprechen
Bislang kommunizierte Samsung für ausgewählte Modelle aus dem Galaxy-Kosmos bis zu fünf Jahre Updates. Das meinte bis zu fünf Jahre Sicherheitsupdates und bis zu vier Jahre OS-Updates, also die Bereitstellung von großen Android-Firmware-Updates.
Im Zuge der Einführung Galaxy-S24-Serie passt der Hersteller seine Update-Politik an und schraubt das Update-Versprechen auf bis zu sieben Jahre nach oben. Das bedeutet: Samsung Galaxy S24, Galaxy S24+ und Galaxy S24 Ultra sollen nicht nur bis zu sieben Jahre mit regelmäßigen Sicherheitsupdates, sondern auch und bis zu sieben Jahre Versionsupdates erhalten.
Damit zieht Samsung mit Google gleich. Google verspricht für seine Pixel-8-Serie ebenfalls einen vergleichsweise langen Update-Support von bis zu sieben Jahren.
So fühlen sich die Neuankömmlinge an
Trotz der leichten Design-Änderung um den Rahmen sind Galaxy S24 und Galaxy S24+ klare Vertreter von Samsungs S-Klasse, die letztlich nicht viel mehr hermachen als die Vorgänger. Grundsätzlich sind Galaxy S24 und Galaxy S24+ top verarbeitet. Diese Aussage schleicht sich immer noch ein, weil es vor noch nicht allzu langer Zeit gar nicht üblich war, das Smartphones "perfekt" verarbeitet waren. Es kam nicht selten vor, dass hier und da mal was klapperte. Und bei Smartphones, die bei rund 900 Euro losgehen, muss Perfektionismus hinsichtlich der Verarbeitung kein Anspruch, sondern Standard sein. Mit dem Galaxy S24 und dem Galaxy S24+ hat man jedenfalls das Gefühl, hochwertige Elektro-Produkte in den Händen zu halten. Gut sehen sie auch aus, wenn man auf den neuen Gehäuserahmen steht. Dieser Optik gehen mittlerweile immer mehr Smartphone-Hersteller nach.
Die Bedienung ist flüssig, was nicht nur auf der guten Balance von Soft- und Hardware basiert, sondern auch mit dem 120-Hz-Display zusammenhängt. Im Rahmen des Hands-ons erschienen die Panels auch sehr hell. Samsungs Smartphones sind generell vorne mit dabei, wenn es darum geht, Displayinhalte auch bei stärkerer Lichteinstrahlung wie direktes Sonnenlicht noch vergleichsweise gut ablesen zu können.
Was die Kamera, die neuen KI-Funktionen und der Akku leisten, kann erst ein ausführlicher Praxistest zeigen. Bis es soweit ist, können wir Galaxy S24 und Galaxy S24+ nicht uneingeschränkt empfehlen, zu ähnlich sind die Modelle auf den ersten Blick zu den Vorgängern. Künstliche Intelligenz im Kleid von Galaxy AI könnte also ein Verkaufsargument sein. Bis zu sieben Jahre Updates sind ebenfalls nicht zu verachten. Vollständig blenden lassen sollte man sich davon allerdings nicht. Nach mehreren Jahren Nutzung wird der Akku mitunter in Mitleidenschaft gezogen, weshalb ein Austausch erforderlich werden kann. Die Frage ist auch, wie stark das Smartphone in einigen Jahren noch ist und mit den immer anspruchsvolleren Anwendungen und Firmware-Versionen zurechtkommt.